Die Entstehungsgeschichte des Teutoburger Waldes reicht weit in die Vergangenheit zurück. Während der Kreidezeit vor rund 70 bis 140 Millionen Jahren lag der heutige Teuto über lange Zeiträume am Grund tropischer Meere, in denen sich Kalkschalen von Meerestieren oder von Bächen und Flüssen eingetragenes Material in dicken Sedimenten ablagerten. Unter dem Druck immer neuer Ablagerungen verfestigten sich die Schichten mit der Zeit zu Sand- und Kalkstein, bis sie vor etwa 65 bis 70 Millionen Jahren zum heutigen Höhenzug emporgehoben wurden.
Neben den Naturlandschaften im Naturschutzgroßprojekt gibt es auch Kulturlandschaften, die durch behutsame Beweidung erhalten werden. Weitere Informationen dazu finden Sie hier:
Buchenwälder soweit das Auge reicht – ohne menschlichen Einfluss sähe es im Teutoburger Wald wohl so aus. Aber auch heute ist die Rotbuche in den Wäldern des Teutoburger Waldes allgegenwärtig. Aus globaler Sicht stellen Rotbuchenwälder etwas ganz besonderes dar, denn diese Baumart ist ein echter Europäer mit Verbreitungsschwerpunkt in Mitteleuropa! Außerhalb Europas sind Rotbuchenwälder nicht anzutreffen – wir tragen somit eine besondere Verantwortung für diese Waldformation.
Im naturnahen Buchenwald herrscht eine große Artenvielfalt. Im Frühjahr bilden sich unter der dann noch lichten Baumkrone bunte Blütenteppiche aus Bärlauch, Echter Schlüsselblume, Hohler und Gefingertem Lerchensporn oder Busch-Windröschen aus. Der Ruf des Kolkraben, einem imposanten Rabenvogel mit bemerkenswerter Intelligenz, hallt durch den Wald. Während der Uhu im Schutz der Blätter auf den Einbruch der Dunkelheit wartet, zimmert der Schwarzspecht seine Höhlen in die säulenartigen Stämme der Buchen. In diese Höhlen ziehen gern Nachmieter wie Raufußkauz, Hohltaube, Siebenschläfer oder verschiedene Fledermausarten ein. Alte oder abgestorbene Bäume sind der Lebensraum zahlreicher, seltener, Totholz bewohnender Käferarten wie z.B. dem Kopfhornschröter. Aber auch der Kleinkopf-Flachkäfer, der in Westfalen bereits als verschollen galt, wurde in den alten Baumbeständen am Großen Ehberg wiederentdeckt.
Vor allem auf den Flächen des Teutoburger Waldes, die von Sandeinwehungen der Senne überprägt sind, wurden ab Mitte des 20. Jahrhunderts verstärkt Fichten und Lärchen angepflanzt. Diese Baumarten können zwar in kürzerer Zeit mehr Holz als Laubbäume produzieren, bergen jedoch die Gefahr eines erhöhten Windwurfrisikos und tragen zudem zur Bodenversauerung bei. Diese führt zusammen mit den monotonen Nadelbaumbeständen zur drastischen Abnahme der Artenvielfalt. Mittel- bis langfristiges Ziel des Naturschutzgroßprojektes ist es daher, diese naturfernen Wälder wieder in Buchenwälder zu überführen. Ein Teil der Buchenwälder wurde als Prozessschutzfläche aus der Nutzung entlassen, so dass sie sich mit der Zeit zu „Urwäldern“ aus zweiter Hand entwickeln, die jedoch frühestens von unseren Enkelkindern in ihrer ganzen beeindruckenden Schönheit bewundert werden können.
Das Gros der Flächen des Naturschutzgroßprojektes wird aber weiterhin forstwirtschaftlich nach den Prinzipien des naturnahen Waldbaus bewirtschaftet. Dort gilt es vor allem den Anteil an Altbäumen und Totholz dauerhaft zu erhöhen.
Nur an wenigen Plätzen wird der offen zutage tretende Kalkstein des Teutoburger Waldes nicht von hohen Bäumen beschattet. Dazu gehören der ehemalige Kalksteinbruch am Barkhauser Berg und die Fliegerkuppe bei Oerlinghausen. Dort konnten sich blütenreiche Kalkmagerrasen entwickeln – das Gegenstück zu den Sandmagerrasen und Heiden der Senne. Fransen-Enzian, Steinquendel und Thymian bilden dort die Nahrungsgrundlage für eine artenreiche Insektenwelt. Eine große Besonderheit im Projektgebiet ist die direkte Nachbarschaft von Magerrasen auf Sand (Sandgrube in Oerlinghausen) und Kalk (ehemalige Fliegerkuppe am Barkhauser Berg).
Ein Lebensraum aus Menschenhand stellt der alte Steinbruch bei Oerlinghausen dar. Dort finden neben lichtliebenden Trockenheitskünstlern wie dem Mauerpfeffer auch verschiedene Amphibien- und Libellenarten geeigneten Lebensraum. Von Herbst bis Frühjahr dringen unheimliche Rufe aus dem Steinbruch. Dann ist Balzzeit des Uhus, unserer größten heimischen Eulenart, der in Felsvorsprüngen der Steilwände brütet und in Dämmerung und Nacht auf lautlosen Schwingen zu seinen Jagdflügen ins Umland aufbricht.
Offene, licht- und wärmeexponierte Standorte auf Kalk sind im Projektgebiet selten anzutreffen. Ehemals offene Bereiche sind heute bereits verbuscht oder drohen zunehmend durch Gehölze überwachsen zu werden. Dieser Entwicklung wird durch entsprechende Pflegemaßnahmen im Rahmen des Projekts Einhalt geboten.