Zum Inhalt (Access key c)Zur Hauptnavigation (Access key h)Zur Unternavigation (Access key u)

25. Feb 2025

Um die wertvolle Heide zu schonen, ziehen Pferde und keine Maschinen gefällte Kiefern und Birken aus der Heide des Naturschutzgroßprojekts Senne und Teutoburger Wald in Oerlinghausen. Handarbeit und Muskelkraft, die nur noch selten zum Einsatz kommen.

„So, komm‘, beide. Der Wichtel auch. Komm‘, Wichtel. Jawoll!“, ruft Bernd Lange seinen beiden vierbeinigen Kollegen zu. Die hören aufs Wort und ziehen die circa zwanzig Meter lange Kiefer beinahe mühelos hinter sich her. An einer Stelle geht es plötzlich steil bergab. Die Pferde zögern. „Komm‘, das könnt ihr. Das könnt ihr!“, spricht ihnen der selbstständige Land- und Forstwirt aus Bad Oeynhausen Mut zu. Langsam, ein Huf vor den anderen, tasten sie sich vor und bringen den gefällten Baum an sein Ziel: einen befahrbaren Weg im Naturschutzgroßprojekt Senne und Teutoburger Wald (NGP) in Oerlinghausen. Hier zeichnet sich ab, was Bernd Lange, seine Tochter Jasmin und die beiden Pferde bereits geschafft haben: Baum an Baum reiht sich am Weg auf und wartet auf den Abtransport – ab hier mit Maschinen, doch für den Transport in der Heide hat sich der Kreis Lippe für die traditionelle Variante entschieden und Bernd Lange engagiert.

Bernd Lange und seine Tochter Jasmin (links) bringen Wichtel und Guinness zum nächsten Baum, den sie zum befahrbaren Weg bringen werden.
Bernd Lange und seine Tochter Jasmin (links) bringen Wichtel und Guinness zum nächsten Baum, den sie zum befahrbaren Weg bringen werden.
Wichtel und Guinness ziehen eine große Kiefer hinter sich her. Bernd Lange hat den Überblick.
Wichtel und Guinness ziehen eine große Kiefer hinter sich her. Bernd Lange hat den Überblick.

Kreis-Försterin Vanessa Rothkegel weiß, warum: „Das machen hier die Pferde, weil wir hier eine sehr befahrungssensible Heide haben, die wir gerne schonen möchten. Die Pferde richten da weniger Schaden an als die Maschinen“, sagt sie. Häufig kommen Tiere bei solchen Maßnahmen nicht mehr zum Einsatz. „Es gibt nicht mehr viele Forstunternehmer, die professionell mit Pferden arbeiten, aber der Kreis hat sich hier zugunsten des Naturschutzes dazu entschieden, die Pferde einzusetzen“, ergänzt sie. Landrat Dr. Axel Lehmann betont: „Der Umwelt- und Artenschutz ist mir eine Herzensangelegenheit. Es ist elementar, dass wir unsere Flora und Fauna schützen. Darum ist es selbstverständlich, dass der Kreis Lippe für seine Maßnahmen schonende Verfahren sucht und dann auch umsetzt.“

Guinness, ein Fuchs, Comtois aus Frankreich, ist elf Jahre alt und etwas ruhiger als ihr jüngerer Kollege. Wichtel, ein Luxemburg Ardenner, der gar nicht so klein ist, wie sein Name zunächst vermuten lässt, ist fünf Jahre alt und erst seit ein paar Tagen im Gelände unterwegs. „Es scheint ein sehr gutes Arbeitspferd zu werden“, lobt Bernd Lange. Und die Arbeit hat es in sich: „Wir gehen mit den beiden Ponys da hoch und gucken uns die Kiefer an, die wir ziehen wollen“, erklärt Bernd Lange. „Wir hängen dann mit den Zugsträngen und der Spielwaage eine Vier-Millimeter-Kette mit Wirbel dran. Nach Möglichkeit so, dass wir den Stammfuß von der Erde bekommen, damit da nicht so ein großer Reibungswiderstand ist und dann versuchen wir drei das zum befahrbaren Weg runterzuziehen“, sagt er. Ein Arbeitstag für Wichtel und Guinness dauert fünf bis sechs Stunden – inklusive einer Stunde Mittagspause. Die haben sich die beiden jetzt auch redlich verdient.

Bernd Lange und Vanessa Rothkegel sind mit Wichtel (links) und Guinness im NGP unterwegs.
Bernd Lange und Vanessa Rothkegel sind mit Wichtel (links) und Guinness im NGP unterwegs.

„Das Fällen der Bäume war eine Artenschutzmaßnahme“, ordnet Dr. Ute Röder, zuständige Verwaltungsvorständin beim Kreis Lippe, ein. „Hier im Gebiet leben sowohl Zauneidechsen als auch Schlingnattern. Beide sind wechselwarm und wandern nicht durch Wälder, weil sie dort unterkühlen würden. Daher entnehmen wir einige Bäume, um den Tieren einen sonnigen Korridor zum Wandern zu schaffen. Damit sichern wir ihre Existenz im NGP“, sagt sie.

Der Umwelt- und Artenschutz ist beim Kreis Lippe ein sehr wichtiges Thema. Die eigene Biodiversitätsstrategie „Lippes lebendige Vielfalt“ weist den Weg und im Naturschutzgroßprojekt Senne und Teutoburger Wald ist der Name Programm: Das einzigartige Mosaik in Senne und Teutoburger Wald aus wertvollen Relikten der Naturlandschaft (bodensaure Laubmischwälder in der Senne, Kalkbuchenwälder im Teutoburger Wald, Quellregionen und unverbaute Oberläufe von repräsentativen Sand-Tieflandbächen) und Relikten der traditionellen Kulturlandschaft (Heiden, Magerrasen, Extensivgrünland auf trockenen und feuchten Standorten, Sandäcker) soll mit Hilfe des Naturschutzgroßprojektes gesichert, entwickelt und behutsam erlebbar gemacht werden. Seit 2020 ist das Projekt in Trägerschaft des Kreises Lippe.

Das NGP ist außerdem Teil des UrLands, einem spannenden Zusammenspiel zwischen Klimaerlebniswelt Oerlinghausen, dem Archäologischen Freilichtmuseum in Oerlinghausen und dem NGP. Hier wird konzentriert deutlich, wie sich angefangen von der Urzeit über die Gegenwart bis in die Zukunft der Mensch, die Natur und das Klima gegenseitig beeinflussen. Mehr Informationen gibt es auf der Website des Kreises unter dem Stichwort „Naturschutzgroßprojekt“ und „UrLand“ und auf der eigenen Website des Projekts.

Datenschutzhinweis

Sie haben die Auswahl, welche Cookies die Webseite setzt:
„Ich stimme zu" erlaubt notwendige Cookies (für die Nutzung der Webseite erforderlich), funktionale Cookies (erleichtern die Nutzung) und Marketing Cookies (analysieren die Nutzung. Zudem werden Youtube-Videos angezeigt). Siehe auch:

„Ich stimme nicht zu“ deaktiviert die funktionalen und die Marketing Cookies.

Weitere Informationen finden Sie in den Datenschutzinformationen und im Impressum.